Jahresfazit zum Pen&Paper-Rollenspiel

30 Jan 2009 21:42 #3939 von Ina
Rollenspielen – unbeholfene Ansichten nach einem Jahr verschiedener Erfahrungen


Nachdem nun mehr als ein Jahr vergangen ist, seit ich das erste mal pen&paper-Rollenspiel gespielt habe, dachte ich schreibe ich mal mein Fazit nieder. Vielleicht hat ja jemand Interesse daran, oder wenn nicht vielleicht ich ja nach einem weiterem Jahr selbst. xp

Die Systeme die ich nun in diesem Jahr ausprobiert habe waren Shadowrun, DSA, D’n’D, WoD, ein quasi regelfreies spontaner Abend, das System von Gabriel, und natürlich Froschi Fluff in den verschiedensten Versionen. Meine Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf diese Systeme (was ich nie gesehen habe, kann ich schlecht beurteilen)

Zunächst kann man festhalten, dass es zwei völlig verschiedene Arten von Rollenspiel, und vor allem Rollenspielern gibt. Zum einen wären da die D’n’D-Liebhaber, die Spaß an der Stärke oder Ausgeklügeltheit ihres Charakters haben. Der Charakter wird von Anfang an unter dem Gesichtspunkt gebaut, in einem Bereich wirklich gut zu sein, wo er diese besondere Fähigkeit erworben hat, ist Nebensache, ebenso wie der „Charakter“ des Charakters. Eine wahre Freude wird erst empfunden, wenn endlich gewürfelt werden kann um zu zeigen wie viele Würfel (im Falle Shadowrun) man zur Verfügung hat, ergo wie „außergewöhnlich gut“ man ist. Shadowrun und natürlich D’n’D (auch wenn man das vielleicht nicht als standardmäßiges Rollenspiel sehen kann) sind natürlich genau auf solche Spieler ausgelegt. In anderen Systemen ist es oft eher lästig nach meiner Empfindung.
Der zweite Typ an Rollenspielern,  ist das genaue Gegenteil. Der Charakter wird mit Geschichte und vor allem „Charakter“ gebaut, oft ist es nur ein normaler D00d, aber das stört nicht, im Gegenteil, umso besser man sich in den Charakter hinein denken kann umso angenehmer. Ich sympathisiere sehr mit dieser Art von Rollenspiel, da es das, was mir daran Spaß macht in Reinform ist.
Natürlich sind die meisten Spieler irgendwo zwischen diesen beiden Extremen, aber dennoch kann man die meisten Spieler und Spielleiter sehr genau Einordnen, wo sie ihre Prioritäten legen.

Aber was macht nun so Spaß am Rollenspiel, dass ich es auch nach einem Jahr noch tue? Auf diese Frage gibt es mehrere Antworten.
Zum Ersten wäre da die Herausforderung an die Phantasie sich in immer neue Charaktere Einzudenken, ihre Handlungsweise nachzuvollziehen und zu Handeln wie sie es mit ihrer erdachten Vergangenheit und Umgebung tun würden. Man kann nicht behaupten, dass ich besonders gut darin bin, aber dennoch reizt es mich immer wieder ganz verschiedene Charaktere zu spielen.
Zum zweiten wäre da in andere Welten einzutauchen, denn ob man nun in dystopischer Zukunft, mittelalterlicher Fantasy-Welten oder düsterer Gegenwart spielt, stellt man sich die Welt lebhaft vor und durchkreuzt sie als sein Charakter. Es gibt wohl kaum ein Medium, dass einem so in seine Fantasie-Welt tauchen lässt, als selbst einen Menschen aus der erdachten Welt zu spielen.
Und zum dritten wäre da noch die Interaktion innerhalb der Gruppe. Zusammen erlebt man ein Abenteuer. Und da ist wohl der größte Vorteil gegenüber einfach einem Buch zu lesen, man ist nicht nur selbst in dieser Welt sondern interagiert dort mit anderen und meistert gemeinsam Aufgaben, Runs, oder zieht einfach durch die Gegend.

Das einzige, was ich schade finde, ist das gerade diese am meisten Spaß bringenden Faktoren (auch wenn das natürlich eine rein subjektive Einschätzung ist) allzu oft durch Tonnen an Regeln unterbrochen werden. Ob du in Shadowrun Erfolge zählst, oder in DAS deine Werte verrechnest, in dem Moment ist die spielinterne Realität auf eine Ebene abstrahiert, in der du nicht mehr in deiner Vorstellung bist, in der du gerade einen Baum hochkletterst, sondern bei den Würfeln auf deinem Tisch. Niemand kann gleichzeitig im Geiste einen Baum hochklettern und sich vorstellen auszuwürfeln, ob es funktioniert. Man stellt sich ja auch nicht im Leben den Zufall in Form von Würfeln vor.

Natürlich wäre darauf ein berechtigter Einwand, wie denn ansonsten der Zufall oder das Gelingen, bzw. nicht gelingen einer Aktion ermittelt werden soll.

Den Zufall könnte man vielleicht noch dem Spielleiter zuschieben, aber ob ein Charakter eine Aktion schafft oder nicht, kann durchaus nach einer objektiven Quelle verlangen.

Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit: den Kompromiss. Und den sucht  natürlich auch jeder Spielleiter. Nur das die einen die Grenze der ersten Probe, die nötig ist weiter unten Ansätzen als andere. Was man lieber hat, ist von Spieler zu Spieler verschieden. Ich persönlich verzichte gerne auf jede Objektivität, wenn ich mein Spiel nicht durch Würfeln unterbrechen müsste. Aber ich kann da durchaus auch komplett umgekehrte Argumentationen nachvollziehen.

Damit wäre ich auch sofort bei den Unterschieden der verschiedenen Spielleiter.

Indizien eines Spielleiters sind vor allem: Seine Fantasie, seine „Würfelgrenze“ (s.o.), seine Toleranz, seine Vorbereitung und seine Spontanität.

Nach meiner bisherigen Erfahrung sind alle diese Punkte entscheidend (auch wenn ich persönlich zugegeben noch nie geleitet habe). Auch wenn die Vorbereitung, die nötig ist stark von den anderen Punkten abhängt.

Soo, so weit meine Analyse eines Jahres Rollenspiel

Ein Dankeschön, dass es dieses Forum und den Stammtisch gibt und ich darüber dieses wundervolle Hobby finden konnte  :)

Ina





Ups... hab' mich an Joe's Laptop nicht ausgeloggt... So ein Mist aber auch...
Muahahahaha <---böses Lachen

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31 Jan 2009 01:17 #3940 von Froschi
du hast D00d gesagt <3

und nie D&D gespielt, tu nich so :P

Und ohne Rollenspiel hätte ich dich nicht kennengelernt. Da sage mal einer, N3rds seien nicht romantisch (Natural 20 on seducing :>)

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31 Jan 2009 01:26 #3941 von Scorpio
Sehr schönes Fazit. Zudem muss man noch sagen, dass Rollenspiel und die Leute die da mit dranhängen ja insgesamt sehr beeinflusst hat. ;)

Bei der Nutzung der Regeln findet fast immer ein Bruch zwischen der Immersion (dem gemeinsam erlebten und erschaffenem Raum der Fantasie) und der Mechanik des Spiels statt, das ist korrekt. Je nach System ist dieser Bruch intensiver (bei D&D, weil wir es wie ein Brettspiel und sehr "erfolgsorientiert" spielen und bei DSA etwa, weil die Regeln so unnötig kompliziert und oftmal auch leider schlecht durchdacht sind) oder auch nicht. Gerade viele der unabhängigen Systeme der letzten Jahre entfernen sich von den Wurzeln des Rollenspiels (Attribute, Fertigkeiten, Fixierung auf Kampf, welcher dem Ursprung des Rollenspiels aus der Kriegssimulation geschuldet ist) und verstärken die erzählerische Ebene. Es werden oft nicht mehr mehrere Würfel geworfen, um zu bestimmen, wer wen mit wieviel Schaden getroffen hat, sondern beispielsweise ein Würfel von jedem Spieler, um zu bestimmen, wer das Erzählrecht für den Ausgang einer Szene hat. Viele der Indi-Spiele verzichten sogar auf einen Spielleiter und regeln den Verlauf der Geschichte (von einem klassischen Abenteuer kann kaum die Rede sein) über die Erzählrechte. Daher glaube ich, dass diese Rollenspiele eher auf deine Vorlieben passen, als die eher klassischen Systeme wie Shadowrun, D&D und sogar die WoD.

Ein SL als "objektive" Richtlinie ist keine Gute Idee, da der SL zangsweise aufgrund seiner Natur als Mensch subjektiv sein muss. Wohin das Recht führt, alle Regeln ignorieren zu können, um "seine Geschichte" durchzudrücken, habe ich leider viel zu oft am eigenen Leib erfahren müssen, bis hin zu einem Finale, in dem sich zwei Meisterpersonen einen Dialog geliefert haben, während wir zusehen und -hören mussten.

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